Beitrag: Gabriel will Initiative für Elektroauto-Akkus26.11.2016 | 16:17

"Wir sollten eine große Initiative starten, um eine eigenständige Batteriezellenproduktion und -forschung für alle europäischen Autohersteller aufzubauen", sagte der SPD-Politiker dem Magazin "Der Spiegel". 

Wirtschaftsminister Gabriel Pro Initiative Li-Ionen-Batterie EU-Zellen!


Von Tim Schäfer / Envites Energy

Der SPD Politiker und Bundeswirtschaftsminister legt den Finger in die Wunde. Batteriezellsysteme sollen die Autohersteller unbedingt selbst in einer eigenständigen Batteriezellproduktion herstellen. Inklusive der Forschung.

Dies ist sinnvoll und geboten, der deutsche Wirtschaftsminister ist den Strategen in den Konzernen hier voraus.

Bestimmt doch das Zellsystem insbesondere die wesentlichen Eigenschaften und letztlich die Integration und Befähigung eines Elektroantriebes mit. Ist auch ein Teil Wertschöpfung mit großen Chancen und ebensolchen Risiken! Vor dem Hintergrund wäre es zu diskutieren, ob ein Einheitsbrei der EU- Zelle auch für eine Automobilindustrie geeignet sein würde, also eine Plattform, die flexibler integriert und Kundenbedürfnisse und Diversifizierungskriterien gerecht werden würde?

Was sind insbesondere die Fähigkeiten, die eine solche Zellenproduktion tauglich machen würden?

Eckpunkte sind:

  • IP und Know How sind unabdingbar, in Europa kann nach einer Analyse noch eher Raum ausgenutzt werden, solch eine Initiative Li-Ionen-Batterie Zellenproduktion zu schaffen, als im Vergleich zu Asien oder Nordamerika,
  • Es fehlt insbesondere Know How der Zellfertigung vor dem Hintergrund der engen Innovationszyklen, wobei man in Europa auf durchaus gute Ansätze aufweisen kann.
  • Eine Zellfertigung würde im Bereich von Wickelzellen (zylindrisch) oder einer Pouch (prismatisch) noch am ehesten zielführend sein, weil hier Kernkompetenzen vorhanden sind und sich dies leichter abbilden ließe,
  • Zelle bedeutet heute insbesondere auch Mikromechanik, innovative Sicherheitssysteme, und vieles mehr:

 Zellbauformen

Vergleich Zellbauformen: Prismatisch hardcase (Quelle Samsung SDI, Korea-BMW, vs. Pouch SKI –Korea)

  • Die Fertigungstechnik in Europa weist GAP auf, die gezielt überwunden werden müssen.
  • Die F&E muss zielgerichtet fokussiert werden, über Jahrzehnte hinweg. Mit signifikantem Mittelaufwand, sachlich begleitet.
  • Die einfache Formel Capex sichern und das klappt dann schon, wird eher nicht zielführend sein.
  • Die Europäische Investitionsbank könnte mittelfristig nachteilig sein, langfristig von strategischem Vorteil, da alle Geschäftsmodelle mittelfristig determiniert sind, braucht es weiterer Lösungsansätze.
  • Es muss eine Strategie verabschiedet werden, ob es überhaupt einen Konsens dazu gibt, denn die Vorgehensweise derzeit ist heterogener Natur, kann da die Gabriel Initiative überhaupt sich entfalten, ohne verbindlichen Plan der Hersteller? Europäische Einheitsakkuzelle oder scharfes Unterscheidungsmerkmal?
    Nach eigener Beobachtung meint der Autor auch, dass die Autohersteller mit Ihren Experten teils verwegene Ansichten zu Li-Ionen-Zellen haben, deren Objektivität immer dann fraglich wird, wenn diese schon alles gelöst haben und immer das Wettbewerbsprodukt suboptimal ist. Noch dazu wenn unrichtige Behauptungen zu Betrieb- und Sicherheit aufgestellt werden, wie das einschlägig auffällig geworden ist! (Es ist hier nicht Aufgabe der Initiative Pro Li-Ionen-Batterien, eine solche Auseinandersetzung abzubilden.)
  • Europa hat gute Chancen, weil es führende Positionen in Materialien aufweist, die Gefahr besteht aber erneut, das vergessen wird, dass das noch keine fähig produzierte Zelle ausmacht, mithin also Material + Autohersteller die Rechtfertigung eines Batteriesystemherstellers nicht in Frage stellen sollten.
  • Europa hat auch gute Chancen, weil viele Hausaufgaben bereits gemacht worden sind, wenngleich deren Benotung von 2-3 bis Note 6 eher Verbesserungspotenzial bietet.

Herr BM Gabriel hat einige Sachkompetenz zu Systemzellen, weil er sich über viele Jahre auch direkt vor Ort damit auseinandergesetzt hat. Dies ist von besonderem Vorteil für die Initiative.

Zitat:

Der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat eine gemeinsame Anstrengung Europas und seiner Autohersteller gefordert, um Akkus für Elektrofahrzeuge selbst herzustellen. "Wir sollten eine große Initiative starten, um eine eigenständige Batteriezellenproduktion und -forschung für alle europäischen Autohersteller aufzubauen", sagte der SPD-Politiker dem Magazin "Der Spiegel".
Daran sollten sich alle infrage kommenden Unternehmen beteiligen. Das Ziel müsse sein, die Autoproduktion in Deutschland und Europa als Leitindustrie zu erhalten. Dabei könne es auch staatliche Hilfen geben. "Bei der Finanzierung könnte den Konzernen der europäische Investitionsfonds zur Seite stehen, den Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker aufgelegt hat."
Die Herstellung von Akkus für Elektrofahrzeuge gilt als Kernkompetenz, um in diesem Bereich auf lange Sicht mithalten zu können. Gabriel hatte wiederholt dafür plädiert, dieses Feld nicht Konkurrenten zu überlassen. BMW-Chef Harald Krüger hatte vor wenigen Tagen erklärt, sein Konzern habe noch nicht endgültig entschieden, ob er in die Akkuproduktion einsteige. "Das müssen wir uns noch angucken."

(APA/Reuters)